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„Stille“ Diskussionen

Inhaltliche Diskussionen sind in unserer Partei oft hitzig - das ist gut, weil es zeigt, wie vielfältig wir sind. Doch Diskussionen enden dann häufig im Nichts, aus ihnen folgt nichts und das einzig positive Gefühl, das bleibt, ist schön, dass wir mal darüber gesprochen haben. Aber kann uns das reichen?

Eine weitere Unsitte kennen die meisten nur zu gut: Es sind 20 Personen im Saal, das Thema ist spannend, doch aus irgendeinem Grund verläuft die Diskussion nach kurzer Zeit nur noch zwischen zwei, drei anwesenden Männern und der Rest der Runde schweigt. Kann uns das reichen?

Solche Situationen kann man vermeiden. Es gibt schöne Methoden, um beteiligungsorientiert und innovativ still zu diskutieren und Ideen aufzunehmen.

World Café

Beteiligungsorientierung wird hier großgeschrieben.

So viel Zeit muss sein: 45-180min.

Gruppengröße: 9-40 Personen

Was gebraucht wird: Metaplanwände, (besser) Flipcharts oder (am Besten) beschreibbare Tischdecken, Stifte, Raum für mehrere Arbeitsgruppen / -tische

Eignet sich für: Veränderungsprozesse, öffentliche Veranstaltungen

So funktioniert’s: Die Gruppe entscheidet sich für ein Thema und stellt entsprechende Fragen auf. Diese Aufgabe kann auch von einem Vorbereitungsteam im Vorfeld der Veranstaltung / des Seminars übernommen werden.

Ein mögliches Thema könnte eine Diskussion darum sein, wie die SPD präsenter in der Bevölkerung werden kann. Dabei böten sich folgende Fragen an:

  • Wie kann die SPD ihre Identität als Partei der guten Arbeit und sozialen Gerechtigkeit verdeutlichen?
  • Wie kann die SPD mehr Kontakt mit Bürgerinnen und Bürgern, mit Vereinen und Organisationen aufbauen?
  • Wie kann die SPD attraktiver zum Mitmachen werden?
  • Wie kann die SPD jünger, bunter und weiblicher werden?
  • Wie kann die SPD moderne Diskussions- und Veranstaltungsformen etablieren?

Diese Fragen werden anschließend auf die Tische verteilt; sie werden auf das Flipchartpapier oder die beschreibbare Tischdecke geschrieben. Die Teilnehmenden verteilen sich an die Tische. An jedem Tisch wird eine der ausgewählten Fragen bearbeitet. Eine Person übernimmt die Rolle als GastgeberIn und gewährleistet die Kontinuität. Der/die GastgeberIn erklärt das Verfahren.

Jetzt wird diskutiert und Ideen, Kommentare und Anregungen notiert! Nach ca. 15 Minuten wechseln alle die Tische (Ausnahme: GastgeberIn). So kommt Bewegung ins Café und jede und jeder kann zu mehreren Fragen Meinungen und Vorschläge einbringen. Dabei mischen sich die Tischgruppen auch neu. Je nachdem, wie viel Zeit zur Verfügung steht und Personen anwesend sind, können 2 bis 5 Runden erfolgen.

Die gastgebende Person bleibt in allen Gesprächsrunden an ihrem Tisch; sie ist die konstante Größe im Rotationssystem und fasst die vorangegangene Diskussion für die neue Tischgesellschaft kurz zusammen. In der letzten Runde bekommen alle die Aufgabe, ein Resümee ihres Tischdialogs zu ziehen. Anschließend stellen die GastgeberInnen die Ergebnisse der Tische im Plenum vor.

Auch bei dieser Methode sollte am Ende im Plenum darüber gesprochen werden, wie mit den Ergebnissen der Diskussion umgegangen wird.

Fish Bowl

Der Goldfisch ist nicht gern allein. Genauer nachzulesen in: Siebert 2010.

So viel Zeit muss sein: 30min.

Gruppengröße: 9-30 Personen

Was gebraucht wird: Platz für 2 Stuhlkreise

Eignet sich für: Veränderungsprozesse, emotionale Themen

So funktioniert’s: Das Thema wird zu Anfang oder im Vorfeld festgelegt. Beim Fishbowl sitzen alle Teilnehmenden in einem Innen- und einem Außerkreis. Im Innenkreis werden 5 Stühle aufgestellt, 2 davon bleiben zunächst frei. Bis auf die 3 im Innenkreis sitzen alle Teilnehmenden im Außenkreis.

Nur diejenigen im Innenkreis diskutieren miteinander, der äußere Kreis hört zu. Die Diskutierenden sollten dementsprechend etwas lauter als gewöhnlich sprechen. Wenn sich jemand aus dem Außenkreis am Gespräch beteiligen möchte, so muss er oder sie auf einem der freien Stühle im Innenkreis Platz nehmen. Jene im Innenkreis können ihren Stuhl jederzeit verlassen und den Platz für weitere Diskutierende freimachen.

Nach etwa 30 Minuten sollte die Diskussion beendet werden, da die Konzentration der Zuhörerenden dann abnimmt. Eine Moderation ist im Laufe dieser Methode nicht mehr notwendig, eine gute Einführung in die Methode allerdings schon.

Problematisch kann werden, dass immer die gleichen sprechen oder die Plätze nicht frei gemacht werden. Hier muss der/die Moderierende gegensteuern.

Thesendiskussion

Hitzige Diskussionen können auch ohne Anschreien verlaufen - im Ernst! Genauer nachzulesen in: Gombert 2006

So viel Zeit muss sein: 30-45min.

Gruppengröße: 4-30 Personen

Was gebraucht wird: Flipchart oder Metaplanwände, Klebepunkte

Eignet sich für: Themeneinstieg, polarisierende Themen

So funktioniert’s: Eine Vorbereitungsgruppe oder die Seminarleitung bereitet Thesen zu einem bestimmten Thema vor. Bsp. Thema Bildungsarbeit: „Bildungsarbeit braucht kein Mensch“, „Ohne innerparteiliche Bildung verliert die SPD an inhaltlicher Qualität“ und „ein Seminar pro Jahr reicht völlig“. Die Thesen können und sollten provokativ sein, aber nicht diskriminierend, verletzend oder herabwürdigend.

Die Moderation erklärt das Verfahren und verteilt Klebepunkte (alle erhalten so viele Klebepunkte wie es Thesen gibt). Anschließend wird die erste These aufgedeckt. Darunter findet sich ein Raster:

Stimme gar nicht zu – Stimme eher nicht zu - Stimme eher zu + Stimme voll und ganz zu ++

Zunächst findet keine Diskussion über die These statt. Alle Teilnehmenden werden gebeten, einen Klebepunkt dort zu platzieren, wo sie sich selbst positionieren wollen. Das Aufkleben sollte möglichst gleichzeitig stattfinden. Darauffolgend werden die wichtigsten Argumente für alle Argumente gesammelt, notiert und stark gemacht. Anschließend wird zur nächsten These übergegangen.

Wenn alle Thesen behandelt wurden, kann zur Diskussion oder dem weiteren Verfahren für das Gesamtthema weitergeleitet werden.

Durch dieses Verfahren erhält man die Möglichkeit, hitzige Themen zu behandeln, ohne einen Konflikt zu riskieren. Dadurch, dass gleich zu Beginn die stärksten Pro- und Kontra-Argumente benannt werden sollen, entschärft man die anschließende Diskussion.

Murmelgruppen

Damit keine peinliche Stille entsteht oder damit der/die Vortragende nicht mit Fragen überhäuft wird.

So viel Zeit muss sein: 15min.

Gruppengröße: 6+ Personen

Was gebraucht wird: Tischgruppen oder Stuhlkreise

Eignet sich für: Diskussionsstrukturierung nach Vorträgen / Impulsreferaten

So funktioniert’s: Zu Beginn wird die Methode erläutert. Die Teilnehmenden sitzen bereits während des Vortrages / Impulsreferats im Stuhlkreis bzw. an den Tischgruppen. Nach dem Ende des Vortrags wenden sich die Teilnehmenden an ihren jeweiligen Tischen einander zu und diskutieren den Vortrag. Dabei können unterschiedliche Zielsetzungen vorgegeben werden: Fragen an den/die vortragende Person formulieren, die wichtigsten Aspekte herausarbeiten, eigene Positionen zum Thema etc. pp.

Pro Tisch wird eine bzw. ein BerichterstatterIn benannt. Nach ca. 10 Minuten endet die Murmelgruppe und die Ergebnisse werden ins Plenum eingebracht.

Die Diskussion kann so kanalisiert und strukturiert werden. Außerdem kann man die Expertise der Vortragenden besser nutzen, wenn die Gruppe dazu verdonnert wird, Fragen zu formulieren.

praxis/diskussionen1.txt · Zuletzt geändert: 2012/02/05 23:00 (Externe Bearbeitung)