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Offene Diskussionen

Die vorangegangen Diskussionsmethoden richteten sich vor allem darauf, möglichst viele Teilnehmende in den Prozess einzubeziehen. Ein Nebeneffekt der oben stehenden Formen ist, dass die Diskussionen eher still verlaufen, nicht hoch- oder gar überkochen und dadurch zu einer besseren Diskussionsstrukturierung beitragen.

Manche Diskussionen möchten und müssen aber auch offen geführt werden. Für diese sind folgende Methoden geeignet.

Utopie-Gespräch

Phantasie ist gefragt!

So viel Zeit muss sein: 60-120min.

Gruppengröße: 6-20 Personen

Was gebraucht wird: Phantasie, Moderationskarten, ggf. Pinnwand

Eignet sich für: Grundsatzdiskussionen, Neumitgliederseminare, schwierige Bedingungen vor Ort (jahrzehntelange Vorherrschaft der CDU u.ä.)

So funktioniert’s: Der/die Moderierende erklärt das Verfahren und behält die Fragestellung im Blick. Die Methode hat verschiedene Varianten.

1. Variante: Ein fiktives Szenario wird entworfen. Aber: Es enthält eine realistische Frage! Z.B.: Vollbeschäftigung ist erreicht und es ist sicher, dass das so bleiben wird. Die Wirtschaft boomt, die SPD hat bei der Bundestagswahl und bei 10 Landtagswahlen die absolute Mehrheit der Stimmen erzielt und braucht ein neues Thema. Was ist unser Kernthema und warum? Anschließend diskutiert die Gruppe anhand des Beispiels die ernste Frage. So können schwierige, ideologische Fragen spielerisch und mit Spaß diskutiert werden.

2. Variante: Eine fiktive Fragestellung wird entworfen. Beispielsweise: Wie würde die Welt aussehen, wenn es keine SPD gäbe? Was würde fehlen? Auch hier kann die Gruppe die Fragestellung offen diskutieren. Und auch hier werden spielerisch Grundfragen diskutierbar.

3. Variante: Möglich ist das Utopie-Gespräch auch in Form eines Zukunftsgesprächs. Dabei versetzen sich die Teilnehmenden in die Situation, dass sie sich in genau 10 (oder 5, 20, 30) Jahren wiedertreffen. Aus dieser Perspektive heraus sprechen sie über die kommunalpolitisch wichtigsten Fragen.

Bei allen Varianten gilt, dass der/die ModeratorIn oder Teilnehmende während der Diskussion wichtige Aspekte auf Moderationskarten notiert/notieren. Diese können im Anschluss noch einmal gesondert aufgegriffen, zur Ergebnissicherung und dem weiteren Verlauf dienlich sein.

Pro- und Kontra-Diskussionen

Sich in andere Hineinversetzen hat schon vielen geholfen.

So viel Zeit muss sein: 60-120min.

Gruppengröße: 6-24 Personen

Was gebraucht wird: evtl. Unterlagen zur Vorbereitung, Moderationskarten, ggf. Pinnwand

Eignet sich für: strittige Themen; Themen, bei denen deutliche Mehrheiten bestehen; Verständnis für andere Positionen entwickeln

So funktioniert’s: Zu Beginn wird die Methode erläutert. Dabei muss unbedingt darauf hingewiesen werden, dass alle in ihrer jeweiligen, zugewiesenen Rolle bleiben müssen und nicht ausscheren sollen. Auch wenn sie persönlich eine andere Meinung vertreten.

Die Gruppe oder ein Vorbereitungsteam legt ein Diskussionsthema fest. Anschließend wird die Gruppe aufgeteilt – in eine Pro- und eine Kontra-Gruppe. Wichtig ist, dass sich die Teilnehmenden nicht selbst einer Seite zuordnen, sondern dies im Losverfahren getan wird. Hier muss die Moderation ggf. auch Widerstände aushalten.

Bei manchen Themen ist es sinnvoll, eine Arbeitsphase einzuschieben, in der die Teilnehmenden sich anhand von Texten und anderen Materialien mit den Pro- bzw. Kontra-Argumenten vertraut machen können. Innerhalb der eigenen Gruppe zu diskutieren schafft teilweise auch bereits erhellende Momente.

Dann wird diskutiert! Der/die ModeratorIn sollte mit einer provokativen Frage oder These die Diskussion starten. Anschließend läuft die Diskussion eigentlich von selbst und macht viel Spaß.

Pro- und Kontradiskussionen haben viele gute Effekte: Die Teilnehmenden setzen sich mit, ihnen teils absolut abwegig erscheinenden, Argumenten und Positionen auseinander; sie üben sich im Argumentieren; neue Positionen werden gefunden oder vorhandene argumentativ gefestigt. Wichtig ist, sich auch darüber zu unterhalten, warum welches Argument wie wirkt!

Tipp: Bei mehrschichtigen Themen können auch mehrere Rollen vergeben werden. Beispiel Schulpolitik: SchülerInnen-Vertretung, Elternvertretung, LehrerInnen, Schulleitungen, Kultusministerium.

ExpertInnenbefragung / Podiumsbefragung

Diese Methode dient der Vorbereitung von Veranstaltungen mit Gästen Genauer nachzulesen in Gombert 2006

So viel Zeit muss sein: 30-45min. Gruppengröße: 5+ Personen Was gebraucht wird: verschieden farbige Moderationskarten, Pinnwand, Stifte Eignet sich für: Vorbereitung von inhaltlich anspruchsvollen Themenabenden / Fachvorträgen u.ä.

So funktioniert’s: Der/die ModeratorIn erläutert, was das Thema der bevorstehenden Veranstaltung ist. Anschließend diskutiert die Gruppe und erarbeitet Fragen, die dem/der Vortragenden/Podiumsgast gestellt werden sollen. Die Fragen werden nach Themenfeldern geclustert und priorisiert. Bestenfalls werden sie bereits themenspezifisch auf unterschiedlich farbige Karten geschrieben.

Bei der Veranstaltung selbst braucht es dann zwei Personen, die moderieren. Eine Person stellt dem Gast die Fragen anhand der erarbeiteten Cluster, der/die Andere notiert die Antworten auf weiteren (andersfarbigen) Moderationskarten und heftet diese zu den entsprechenden Fragen. Abschließend können offen gebliebene oder neu hinzugekommene Fragen diskutiert werden.

Auch hier ist es wichtig, anfangs zu klären, wie mit den Ergebnissen der Diskussion umgegangen wird und diese gesichert werden.